Hat das Belastungs EKG endgültig ausgedient?

Nicht erst zu Zeiten der Corona Pandemie drohte das Belastungs EKG als diagnotische Maßnahme einer KHK (Koronaren Herzkrankheit) vom Thron gestoßen zu werden von neueren und vor allem genaueren Methoden.

Nun spiegelt sich dies auch endgültig in den Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) wider, die die diagnostische Aussagekraft des EKGs herabgestuft hat.

Dies hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass es bei der Durchführung des Belastungs EKGs zu einer großen Menge an Aerosol Ausstößen kommt, die man in der derzeitigen Situation dem Personal nicht zumuten kann und möchte. Masken für die Patienten auf der anderen Seite stellen auch keine zufriedenstellende Alternative dar, schließlich bekommen viele von ihnen schon ohne Mund-/Nasenschutz nicht ausreichend Luft.

Gut, dass es bereits seit längerer Zeit moderne Optionen gibt um zuverlässig herauszufinden, ob ein Patient an einer KHK leidet.

Um herauszufinden, ob es überhaupt einer weiteren kardialen Diagnostik bedarf, wird die sogenannte Vortestwahrscheinlichkeit bestimmt. Diese gibt an,  wie hoch das geschätzte Risiko für eine Erkrankung vor dem Test ist.

Bei der Berechnung finden Faktoren wie Alter, Geschlecht und Art der Beschwerden Berücksichtigung. Es gibt einen großen Bereich von 15 bis 85 Prozent Vortestwahrscheinlichkeit, in der eine weiterführende Diagnostik angezeigt ist.

In diesem Fall kann man auf Alternativen der Bildgebung wie  die Stress-Magnetresonanztomographie (MRT), Kardio-Computertomographie (Kardio-CT) oder Stress-Myokardszintigraphie zurückgreifen.

Bei Letzterer wird ein schwach radioaktives, nicht jodhaltiges Kontrastmittel in eine Vene gespritzt und anschließend die Blutversorgung des Herzmuskels mit einer speziellen Kamera aufgenommen. Dabei ist die Durchblutung auch ohne das Treten auf dem Fahrrad-Ergometer unter Belastung messbar, denn gefäßerweiternde Wirkstoffe setzen die Herzkranzgefäße rein medikamentös unter Stress. Die Durchblutung wird dadurch auch ohne körperliche Aktivität beeinflusst.

Dieses und andere Verfahren sind aussagekräftig und führen nicht zu einer Aerosolbelastung des medizinischen Personals. Daher sollten sie  gerade jetzt in der Pandemie verstärkt zum Einsatz kommen.

Referenzen:

  1. http://journalmedizin.de/herz-kreislauf/belastungs-ekg-in-corona-zeiten-besser-nicht/
  2. https://link.springer.com/article/10.1007/s15027-019-1506-4
  3. https://www.aerzteblatt.de/archiv/214370/PCR-Tests-auf-SARS-CoV-2-Ergebnisse-richtig-interpretieren

Die Epidemie der Myopie

Bei der Myopie, also Kurzsichtigkeit, ist das Sehen in der Ferne verschwommen, während man in der Nähe gut sieht.

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen hat die Häufigkeit der Kurzsichtigkeit in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Etwa 35-50% aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Europa und den USA sind kurzsichtig. In einigen Ländern Asiens sind es sogar etwa 90%.

Kurzsichtigkeit entsteht, wenn es zu einem Missverhältnis zwischen der Brechkraft des Auges und der Länge des Augapfels kommt. Beim Blick in die Ferne treffen sich die Lichtstrahlen selbst bei entspannter Linse nicht auf der Netzhaut, sondern schon ein Stück davor, sodass sie nur ein unscharfes Bild erzeugen.

Die Abstimmung des Längenwachstums des Augapfels ist ein komplexer Prozess. Zu viel Naharbeit und zu häufiger Aufenthalt in Innenräumen scheinen das Längenwachstum zu fördern, Tageslicht reguliert es. Tageslicht ist deutlich intensiver, selbst wenn es bewölkt oder regnerisch ist. Während die Innenbeleuchtung bei 300 bis 500 Lux liegt, beträgt der Wert im Freien bis zu 100.000 Lux an einem Sonnentag und immerhin noch 10.000 Lux an einem Regentag.

Daneben gibt es natürlich auch genetischen Faktoren. So steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kurzsichtigkeit bei Kindern um:

10% – wenn kein Elternteil kurzsichtig ist.

30 % – wenn ein Elternteil kurzsichtig ist.

60 % – wenn beide Elternteile kurzsichtig sind.

Daher ist es wichtig, die Vorsorgetermine wahrzunehmen und Sehtests zur Einschulung und für die weiterführende schule durchzuführen. Außerdem können die folgenden Symptome auftreten, die auch auf jeden Fall abgeklärt werden sollten.

  • Kopfschmerzen aufgrund der Überanstrengung der Augen, beispielsweise nach längerem Fernsehen oder nach einem Kinobesuch
  • Schwierigkeiten, Gegenstände in der Ferne fokussieren zu können
  • Häufiges Blinzeln und Überanstrengung der Augen beim Versuch, Gegenstände in der Ferne zu fokussieren

Die Korrektur erfolgt durch eine Brille (oder bei älteren Kindern/Jugendlichen auch mit Kontaktlinsen)  – wichtig ist aber aus dem o.g. Gründen der Aufenthalt im Freien und die sportliche Betätigung als Ausgleich für die Naharbeit. Studien haben bestätigt, dass Kinder, die täglich mindestens zwei Stunden im Freien spielen oder Sport treiben, ein deutlich geringeres Risiko haben, kurzsichtig zu werden und selbst Kinder, bei denen eine Myopie diagnostiziert wurde, profitieren noch von diesen relativ einfachen Maßnahmen (die im Idealfall auch noch Spaß machen!)

Quellen:

https://www.die-augenpartner.de/erkrankungen/kurzsichtigkeit-bei-kindern

https://augenchirurgie.clinic/erkrankungen/kurzsichtigkeit-kinder

https://www.augen-blankenese.de/kinder/kurzsichtigkeit-bei-kindern-myopie.html

https://augenarzt-moenchengladbach.de/kurzsichtigkeit/

Warnsymptome für das Herz

Die deutsche Herzstiftung wirbt gerade mit einer wichtigen Kampagne darum, trotz Corona bei Herzbeschwerden den Notfall zu rufen oder einen Arzt aufzusuchen. „Ein krankes Herz kann niemals warten“ heißt der eingängige Slogan und wie wichtig er ist, beschreibt die deutsche Herzstiftung auf Ihrer Webseite:

„Während des ersten Lockdowns sank allein die Zahl der stationär versorgten akuten Herzinfarkte um 31 %.“ Das bedeutet aber natürlich nicht, dass die Zahl der Herzinfarkte gesunken ist, im Gegenteil. Dazu die deutsche Herzstiftung:

„Anstatt den Notarzt zu rufen, dürften diese Menschen einen Herzinfarkt zu Hause erlitten haben mit fatalen Folgen für ihre Überlebenschancen“, berichtet ESC-Präsident Achenbach. „Trotz der Corona-Pandemie muss aber unser Herz seine volle Aufmerksamkeit erhalten wie zu Zeiten vor Corona. Wir Ärzte erleben leider allzu häufig Notfälle, die durch einen vorzeitigen Arzt- oder Klinikbesuch vermeidbar gewesen wären.“

Dies gilt natürlich nicht nur für den Herzinfarkt, sondern auch für andere, dringend zu behandelnde Notfälle wie zum Beispiel ein Schlaganfall.

Daher kann der Appell nur lauten: bei Warnsymptomen für einen Herzinfarkt, wie zum Beispiel:

Starke Schmerzen und Druckgefühl im Brustkorb, Massives Engegefühl, Heftiges Brennen im Brustkorb, Angstschweiß, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Schmerzen im Oberbauch –

Bitte sofort den Notruf wählen!

Quellen:

https://www.herzstiftung.de/service-und-aktuelles/presse/pressemitteilungen/krankes-herz-kampagne

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/corona-in-deutschland-tausende-operationen-fallen-wieder-aus-17270227.html

https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt/anzeichen

Brauchen wir eine aggressivere Lipidtherapie?

Schon lange weiß man um den Zusammenhang zwischen erhöhten Lipidwerten und kardiovaskulären Erkrankungen. Diese sind eine Volkskrankheit, fast 18 Millionen Menschen sterben jedes Jahr weltweit an kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz. Als entscheidender Risikofaktor hat sich hierbei das LDL Cholesterin gezeigt. Aber auch die anderen Blutfette wie z.B. das ApoB100 haben einen negativen Einfluss auf die Entwicklung dieser Erkrankungen.

Die Leitlinien zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos der Europäischen Gesellschaften für Kardiologie (ESC) und Atherosklerose (EAS) empfehlen daher eine Therapie, die sich nach dem kardiovaskulären Risiko des Patienten richtet.

Vor allem beim LDL – Cholesterin gilt da: ‚the lower the better‘ und ‚the earlier the better‘.“

Die Risikogruppen sind wie folgt eingeteilt, wobei die stärkste Absenkung der Werte in den Gruppen mit dem höchsten Risiko gefordert wird:

Vier Kategorien des kardiovaskulären Risikos werden anhand klinischer Parameter gegeben:

Sehr hohes Risiko:

Patienten mit (u.A. )dokumentierter kardiovaskulärer Erkrankung, Diabetes mit Endorganschaden , Kalkulierter Risiko-SCORE (Systemic Coronary Risk Estimation) ≥ 10% des Zehnjahres-Risikos für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis.

Hohes Risiko:

Deutliche Erhöhung eines Risikofaktors, Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie (FH) ohne weitere Risikofaktoren, Diabetes ohne Endorganschaden, Moderate Niereninsuffizienz, Kalkulierter Risiko-SCORE 5 % und < 10 % des Zehnjahres-Risikos für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis.

Moderates Risiko:

Junge Patienten (Typ-1-Diabetes < 35 Jahre und Typ-2-Diabetes < 50 Jahre Lebensalter) mit einer Diabetesdauer < 10 Jahre, Kalkulierter Risiko-SCORE ≥ 1 % und < 5 % des Zehnjahres-Risikos für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis.

Niedriges Risiko:

Kalkulierter Risiko-SCORE < 1 % des Zehnjahres-Risikos für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis.

Zielwerte für das LDL-Cholesterin sind entsprechend des Risikos:

Bei sehr hohem Risiko: Ziel < 55 mg/dl (1,4 mmol/l) und ≥ 50 % Senkung

Bei hohem Risiko: Ziel < 70 mg/dl (1,8 mmol/l) und ≥ 50 % Senkung

Bei moderatem Risiko: Ziel < 100 mg/dl (2,6 mmol/l)

Bei niedrigem Risiko: Ziel < 116 mg/dl (3,0 mmol/l)

Auf der anderen Seite gibt es eine dänische Studie, die die Daten von 100.000 Personen ausgewertet hat und zu einem ganz anderen Ergebnis kommt, nämlich dem, dass die Mortalität am geringsten ist bei einem Wert um die 140 mg/dl – wie man sieht ist dies deutlich mehr, also oben beschrieben selbst für Personen mit geringem Risiko!

Wie passt das nun zusammen?

Es gibt natürlich den  – nicht unkorrekten – Ansatz, Werte zu betrachten un zu korrigieren. Auf der anderen Seite sollte der Patient immer als Ganzes gesehen und auch therapiert werden, mit Blick auf alle Werte und Risikofaktoren, allerdings ohne sich dogmatisch an einzelnen Grenzwerte, festzuhalten. Eine Pharmakotherapie ist gut und sinnvoll, allerdings kommt es auch hier immer auf das Nutzen Risiko Verhältnis an, also wird das Medikament z.B. gut vertragen? Oder sind vielleicht schon alle medikamentösen Maßnahmen ausgeschöpft und es zeigt sich immer noch keine deutliche Absenkung nach unten – wie weit sollte man hier gehen?

Die Medizin ist keine Einbahnstraße und die Patienten individuell, dies sollte man nicht nur beim Thema LDL beherzigen.

Referenzen:

  1. https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/neue-zielwerte-von-ldl-cholesterin-es-gibt-keine-ldl-hypothese-mehr/
  2. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/105959/ESC-EAS-Leitlinie-empfiehlt-aggressivere-Lipidtherapie
  3. https://www.aerztezeitung.de/Podcasts/LDL-Cholesterin-und-die-Zielwerte-was-ist-das-neue-Normal-417033.html
  4. https://www.bmj.com/content/371/bmj.m4266

Vorsicht mit Sport nach Schlaganfall

Der Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die potentiell lebensbedrohlich ist und sofort ärztlich behandelt werden muss. Ein Schlaganfall kann entweder durch eine Minderdurchblutung des Gehirns ausgelöst werden (meist ein Gerinnsel) oder seltener auch durch eine Hirnblutung. Weltweit erleiden jedes jahr 10 Millionen Menschen einen Schlaganfall, in Deutschland wird die Zahl auf 200.000 geschätzt.

Zwar erleiden vor allem ältere Leute einen Schlaganfall, er kann jedoch auch bei Jüngeren auftreten und selbst Kinder sind selten betroffen. Wenn jemand Symptome eines Schlaganfalls aufweist (typischerweise akute Muskelschwäche, Lähmungs- und Taubheitsgefühle in einer Körperhälfte, plötzliche Seh- und Sprachstörungen, akute und sehr starke Kopfschmerzen, akuter Schwindel, Sprechstörungen), dann bitte sofort einen Notarzt rufen!

Der Schlaganfall wird dann im Krankenhaus behandelt und es schließt sich eine Rehabehandlung an.

Diese beinhaltet gemäß internationaler Leitlinien auch ein Fitnessprogramm, allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz diesbezüglich schwach. Daher wurde im Rahmen einer Studie der Einfluss eines Sportprogramms auf Schlaganfallpatienten untersucht.

Teilnehmer waren 200 Erwachsene, die fünf bis 45 Tage zuvor Schlaganfall erlitten hatten und mittlere bis schwere Beeinträchtigungen aufwiesen. Etwa die Hälfte absolvierte im Rahmen der vierwöchigen Reha fünfmal pro Woche ein aerobes Laufbandtraining.

Drei Monate später unterschieden sich die beiden Gruppen weder bezüglich der Gehgeschwindigkeit noch der Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten signifikant. Allerdings traten in der Sportgruppe im Vergleich zur Kontrolle häufiger schwere unerwünschte Ereignisse auf: Acht bzw. drei Patienten erlitten einen erneuten Schlaganfall und 14 bzw. fünf mussten in ein Akutkrankenhaus eingewiesen werden. Das Fitnesstraining begünstigte zudem Stürze, die Entspannungsübungen geringfügig häufiger Schwindel.

Die Experten mahnen daher Zur Vorsicht bei sportlichen Betätigungen während der ersten Zeit nach einem mäßigen bis schweren Schlaganfall. Für leichte Schlaganfälle hingegen oder chronische Verläufe könnten jedoch positive Effekte des Trainings bestehen.

  1. https://www.netdoktor.de/krankheiten/schlaganfall/
  2. https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/nach-maessigem-bis-schwerem-schlaganfall-besser-nicht-trainieren/

Der Nocebo Effekt in der SAMSON Studie

Die menschliche Psyche ist ja bekanntermaßen zu vielem fähig. Gut bekannt ist z.B. der Placebo Effekt, d.h. jemand wird mit einem Scheinmedikament (also eine Tablette ohne Wirkstoff) behandelt und erfährt trotzdem eine Besserung seiner Beschwerden.

Die Nocebo Effekt ist quasi das Gegenteil – es wird mit einem Scheinmedikament behandelt, aber anstatt Linderung geht es dem Patienten schlechter, er verspürt zum Beispiel Nebenwirkungen.

Die SAMSON Studie hat nun untersucht, inwiefern es einen Nocebo Effekt bei der Einnahme von Statinen (Blutfettsenker) gibt. Diese Fragestellung ist relevant, weil viele der Patienten das Statin aufgrund von Nebenwirkungen wieder absetzen, obwohl dies in klinischen Studien nicht der Fall war.

Die Studie hatte drei Behandlungsarmen: 4 Monate Statine, 4 Monate Placebo und 4 Monate gar keine Behandlung. Jeder einzelne der insgesamt 60 Teilnehmer durchlief alle drei Phasen in einer zufälligen Reihenfolge, ohne zu wissen, ob es sich bei der Tablette um das Statin oder um Placebo handelte.

Um in die Studie eingeschlossen zu werden, mussten die Patienten zuvor eine Statinbehandlung begonnen haben und in den anschließenden zwei Wochen Nebenwirkungen verspürt haben.

Während der Studie erfassten die Patienten täglich mittels einer App ihre Beschwerden auf einer Skala von 0 (keine Beschwerden) bis 100 (stärkste Beschwerden).

Im Mittel gaben die Teilnehmer im Falle der Statin-Behandlung einen Schweregrad von 16,3 an, bei Placebo 15,4 und in der behandlungsfreien Zeit 8,0. Aus diesen Werten errechnete die Arbeitsgruppe die sogenannte Nocebo Ratio. Diese lag überraschenderweise bei 90%. Das bedeutet, dass 90% der vermeintlich auf die Behandlung mit dem Statin zurückzuführenden Nebenwirkungen auch unter Placebo aufgetreten sind.

Im folgenden wurden die Patienten über die Hintergründe der Studie aufgeklärt und die Hälfte der Patienten konnte sechs Monate später zu einer Wiederaufnahme der Statin-Therapie motiviert werden.

In diesem Zusammenhang ist es jedoch wichtig festzuhalten, dass die Beschwerden trotzdem real sind und keine Einbildung – wie man vermuten könnte, da ja kein Wirkstoff in den Körper gelangt. Daher müssen die Patienten in jedem Fall mit ihren Beschwerden ernst genommen werden. Aus Sicht der Studienleitung ist ohnehin die Kommunikation mit dem Patienten sehr wichtig und kann auch helfen, den Nocebo Effekt zu vermeiden, in dem von vorneherein darüber aufgeklärt wird, wie unwahrscheinlich gewisse Nebenwirkungen sind und wie selten sie auftreten.

  1. https://www.kardiologie.org/aha-kongress-2020/lipidstoffwechselstoerungen/statin-nebenwirkungen-sind-meist-ein-nocebo-effekt-/18588582

Fern – OPs

Was wie ein Ausschnitt aus einem Science Fiction Film klingt, ist schon Realität: Menschen werden operiert von Ärzten, die nicht direkt am Tisch stehen, sondern viele – manchmal tausende – Kilometer weit weg. Werden wir jetzt demnächst alle von Spezialisten überall auf der Welt behandelt und wie funktioniert das überhaupt?

Erste Versuche gab es bereits vor 10 Jahren, damals transatlantisch. Ziemlich aufsehenerregend hatten US-Chirurgen erstmals über eine Distanz von 6.000 Kilometern operiert. Mittels einer Videokonferenz und dem Einsatz von Operationsrobotern entfernten drei Ärzte von New York aus via Datenleitung in Straßburg eine Gallenblase.  Genutzt wurde eine Standleitung mit einer Bandbreite von zehn Megabits pro Sekunde. So konnten die Chirurgen in New York mit nur 155 Millisekunden Verzögerung beobachten, welche Schnitte der ferngesteuerte Roboter in Straßburg auf ihre Befehle hin machte. Diese Zeitverzögerung, die sich durch die Länge der Datenleitung von etwa 14.000 Kilometer ergibt, stellte bislang ein großes Problem in Fernoperationen dar, da ein Eingriff bei einer Verzögerung von mehr als 330 Millisekunden nicht mehr verantwortbar ist.  Und die Konklusio damals war die Folgende:  Die Zuverlässigkeit und die Bandbreite von normalen Internet-Verbindungen reicht heute jedoch noch nicht für solche Operationen aus.“ (1)

Seitdem hat sich viel verändert und vor allem die 5G Technik hat die Medizin diesbezüglich einen Riesenschritt nach vorne gebracht, nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Ärzte, die so live von anderen Spezialisten rund um den Globus lernen -und OPs sogar aus dem Hörsaal verfolgen können.

Hier ist zum Beispiel das Pilotprojekt  „Remote Surgeon“  zu nennen. Dabei handelt es sich um ein Streaming in Echtzeit zwischen einem Ärzteteam im Krankenhaus und dem Mediziner Dr. Antonio de Lacy, der vom Hauptauditorium des MWC den OP-Verlauf anleitete und kommentierte.

Zum Einen kann das Tele-Training mit erfahrenen Chirurgen zu einer Verbesserung der chirurgischen Praxis führen, da es einen Wissenstransfer ermögliche. Ferner kann dank der neuen Lösung jeder Operationssaal der Welt, auch in schwer zugänglichen Gegenden, erreicht werden.

Und noch ein Punkt kommt hinzu: Schätzungsweise können weltweit 143 Millionen Operationen pro Jahr nicht durchgeführt werden, weil es nicht genügende erfahrene Operateure gibt. Die 5G-Technologie helfen, diese Zahl zu reduzieren und damit auch einen echten Mehrwert für die Patienten liefern. (2)

  1. https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/erste-operation-ueber-den-atlantik-aerzte-entfernen-von-den-usa-aus-eine-gallenblase-in-frankreich/
  2. https://www.zm-online.de/news/nachrichten/erste-telemedizin-operation-in-echtzeit-via-5g/

Das E-Rezept

Wenn uns die Corona Krise eins gelehrt hat, dann das Deutschland in Sachen Digitalität nicht unbedingt an vorderster Front steht (um genau zu sein: eher auf den hinteren Rängen….).

Aber peu a peu ändern sich die Gegebenheiten und auch in der Medizin  – es gibt zunehmend Videosprechstunden, natürlich gerade auch forciert durch die Tatsache, dass viele Menschen sich in der derzeitigen Situation nicht mehr in überfüllte Arztpraxen trauen und auch das E-Rezept kommt: verpflichtend erst ab 2022, aber es finden bereits jetzt erste Piloten statt und darum lohnt ein Blick auf die Änderungen!

„E-Rezept“ ist die Kurzform von „elektronischem Rezept“, und bedeutet die Übermittlung von ärztlichen Verordnungen in elektronischer Form statt auf Papier. Derzeit erhält der Patient  vom Arzt ein Rezept in Papierform, das er anschließend in die Apotheke bringt oder zu einer Online-Apotheke schickt.

Das E-Rezept kann in jeder beliebigen Apotheke eingelöst werden – sowohl bei der Online-Apotheke als auch vor Ort.

Es ermöglicht außerdem weitere neue digitale Anwendungen z.B. eine Medikationserinnerung oder ein Medikationsplan mit eingebautem Wechselwirkungscheck. So kann einfach überprüft werden, ob alle Arzneimittel untereinander verträglich sind.

Wie genau funktioniert es denn nun?

Beim E-Rezept erfolgt der Zugang zum Rezept in Form eines QR-Codes. Dieser kann entweder digital an die E-Rezept-App übermittelt werden oder ausgedruckt werden (wenn kein Smartphone vorhanden ist, z.B. bei älteren MitbürgerInnen). In beiden Fällen kann der Apotheker mittels des QR-Codes alle wichtigen Informationen in seinem System einsehen.

Sobald das E-Rezept auf dem Smartphone gespeichert ist, können die Informationen elektronisch an eine Apotheke übermittelt werden. Diese kann so die Verfügbarkeit prüfen und Auskunft geben, wann das gewünschte Medikament zur Abholung oder zum Versand zur Verfügung steht.

Beim Abholen des Medikamentes wird der QR-Code in Papierform oder in der E-Rezept-App vorgezeigt. Die Apotheke scannt die Daten ein und gibt dann das gewünschte Medikament aus. Fertig!

Hört sich nicht so kompliziert an -ist es auch nicht!

Erster Coronaimpfstoff in Großbritannien zugelassen

Selten (überhaupt schon einmal?) gab es so ein ungebrochen großes mediales Interesse an einer Erkrankung und einem Impfstoff. Daten aus Studien, die sonst nur unter Fachleuten diskutiert werden und für die breite Öffentlichkeit weitgehend unter Verschluss bleiben, finden nun Eingang auf die Titelseiten der Bild, Zeit, Faz und anderen. Daher verwundert es auch nicht, dass dieser Tage eine Schlagzeile die Presse bestimmte: der erste Coronaimpfstoff wurde in Großbritannien zugelassen. Damit hat Pfizer gemeinsam mit Biontech das Rennen gewonnen – in nur 11 Monaten Entwicklungszeit ein einsamer Rekord. Normalerweise dauert es ungefähr 10 Jahre von der Entwicklung einer Substanz bis zur Erlangung der Marktreife, doch in dieser Zeit ist alles anders.

Geplant ist, in diesem Jahr rund 50 Millionen Impfstoffdosen produzieren. Im kommenden Jahr sollen es bereits 1,3 Milliarden werden. (1)

Auch bei der FDA und der EMA ist der Impfstoff zur Zulassung eingereicht. Wichtig zu wissen: Es würde sich dabei um eine Notfallzulassung (FDA) bzw. bedingte Zulassung (EMA) handeln. Damit könnten die Corona-Impfstoffe (und grundsätzlich auch andere Medikamente) eingesetzt werden, obwohl längere Studien zur Sicherheit und Wirkung noch fehlen.

Die letzte Phase der klinischen Prüfung kann so entsprechend verkürzt werden. Der Impfstoff von Biontech wurde bei rund 44.000 Probanden auf  Wirksamkeit und Sicherheit geprüft. Es musste nachgewiesen werden, dass der Impfstoff mindestens acht Wochen lang keine ernsten Nebenwirkungen verursacht. Hier zählt der Zeitraum nach Verabreichung der letzten Impfstoffdosis an die Probanden. (2)

Mit der Zulassung in Großbritannien hat Pfizer/Biontech sogar Moderna überholt, die als erstes Unternehmen die Zulassung eines Corona-Impfstoffes sowohl in der EU als auch in den USA  beantragt hatten.  (3)

Und wann kommt der Impfstoff nach Deutschland? Dazu muss er zunächst einmal von der EMA zugelassen werden. Laut Forschungsministerin Anja Karliczek wird die EMA am 11. Dezember eine öffentliche Anhörung zum Zulassungsantrag von Biontech und Pfizer abhalten. Das Ergebnis der Prüfung soll nach EMA-Angaben bis zum 29. Dezember vorliegen. (3)

Es könnte also sein, dass es noch in diesem Jahr eine europäische Zulassung für den ersten Corona Impfstoff gibt und dieser dann auch bald in Deutschland zur Verfügung steht. Und das wäre, wenn man so auf das Jahr zurückblickt, definitiv ein Grund zum Feiern!

  1. https://www.welt.de/wirtschaft/article221598990/Biontech-Impfstoff-Grossbritannien-erteilt-als-erstes-Land-die-Zulassung.html
  2. https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/biontech-pfizer-impfstoff-coronavirus-notfallzulassung-usa-100.html
  3. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/biontech-pfizer-corona-impfstoff-antrag-101.html

Alle Jahre wieder…..

Kommt der Weihnachtsbraten an den Festtagen!

Und mit ihm die Frage, wie man die Festtage einigermaßen gewichtsneutral überstehen soll – ohne danach gleich einen Diabetes und 5 Kilo mehr zu haben…..

Zwar werden dieses Jahr situationsbedingt unter Umständen ausschweifende Familienfeiern und Restaurantbesuche ausbleiben, aber den Gänsebraten kann man auch wunderbar am heimischen Herd zubereiten. Und die Lebkuchen stehen ja schon seit August in den Regalen…..

Zunächst mal kann man natürlich gegensteuern, indem man möglichst oft – oder doch zumindest mehr als sonst, an die frische Luft geht. Es muss ja nicht gleich 2 Stunden joggen sein – schon regelmäßiges spazieren gehen hält wissenschaftlich nachgewiesen gesund! (1)

Oder wie wäre es denn mal mit Waldbaden? Schonmal gehört? Klingt ziemlich abstrus, aber eigentlich verbirgt sich dahinter einfach ein Waldspaziergang, bei dem man optimalerweise auch mal so richtig abschalten kann und entdeckt, was da so im Winter noch durchs Geäst kreucht und fleucht. (2)

Wem das noch nicht genug ist, der kann auch versuchen, den Braten etwas weniger fettreich zuzubereiten, hier gibt es die verschiedensten Rezepte und Ideen, z.B. die Beilagen durch Salat zu ersetzen oder – eine ganz interessanter Vorschlag: Radieschen dazu zu essen! Denn die Senföle in den Radieschen binden im Darm einen Teil der Fettstoffe, die mit dem Festessen aufgenommen werden und führen sie über den Darm ab (3)

Viel hilft nicht immer viel, bei Flüssigkeit hingegen schon -allerdings nur, wenn es sich um kalorienneutrale Getränke handelt! Die Empfehlung lautet (allerdings nicht nur zu den Festtagen): zwei Liter Wasser am Tag, das schwemmt Schadstoffe aus.

Und wen schon morgens der Heißhunger packt, der kann es ja auch mal mit ätherischen Ölen versuchen!  Hier bieten sich zum Beispiel Vanille -Kakao- oder Pfefferminzöl an! (4)

Aber egal, was davon man ausprobiert, Hauptsache man fühlt sich wohl damit – kommt gut und gesund durch die Weihnachtszeit!

  1. https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/sport-fitness/gesund-durch-spazieren-gehen-ia
  2. http://www.waldbaden.org/definition-waldbaden/
  3. https://www.axicorp.de/apotheker/gesundheitsthemen/gesundheitsthemen-archiv-detailansicht/weihnachtstage-gesund-und-figurschonend-geniessen.html
  4. https://www.fitforfun.de/abnehmen/abnehmen-schnuppern-sie-sich-schlank-159054.html