Hat das Belastungs EKG endgültig ausgedient?

Nicht erst zu Zeiten der Corona Pandemie drohte das Belastungs EKG als diagnotische Maßnahme einer KHK (Koronaren Herzkrankheit) vom Thron gestoßen zu werden von neueren und vor allem genaueren Methoden.

Nun spiegelt sich dies auch endgültig in den Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) wider, die die diagnostische Aussagekraft des EKGs herabgestuft hat.

Dies hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass es bei der Durchführung des Belastungs EKGs zu einer großen Menge an Aerosol Ausstößen kommt, die man in der derzeitigen Situation dem Personal nicht zumuten kann und möchte. Masken für die Patienten auf der anderen Seite stellen auch keine zufriedenstellende Alternative dar, schließlich bekommen viele von ihnen schon ohne Mund-/Nasenschutz nicht ausreichend Luft.

Gut, dass es bereits seit längerer Zeit moderne Optionen gibt um zuverlässig herauszufinden, ob ein Patient an einer KHK leidet.

Um herauszufinden, ob es überhaupt einer weiteren kardialen Diagnostik bedarf, wird die sogenannte Vortestwahrscheinlichkeit bestimmt. Diese gibt an,  wie hoch das geschätzte Risiko für eine Erkrankung vor dem Test ist.

Bei der Berechnung finden Faktoren wie Alter, Geschlecht und Art der Beschwerden Berücksichtigung. Es gibt einen großen Bereich von 15 bis 85 Prozent Vortestwahrscheinlichkeit, in der eine weiterführende Diagnostik angezeigt ist.

In diesem Fall kann man auf Alternativen der Bildgebung wie  die Stress-Magnetresonanztomographie (MRT), Kardio-Computertomographie (Kardio-CT) oder Stress-Myokardszintigraphie zurückgreifen.

Bei Letzterer wird ein schwach radioaktives, nicht jodhaltiges Kontrastmittel in eine Vene gespritzt und anschließend die Blutversorgung des Herzmuskels mit einer speziellen Kamera aufgenommen. Dabei ist die Durchblutung auch ohne das Treten auf dem Fahrrad-Ergometer unter Belastung messbar, denn gefäßerweiternde Wirkstoffe setzen die Herzkranzgefäße rein medikamentös unter Stress. Die Durchblutung wird dadurch auch ohne körperliche Aktivität beeinflusst.

Dieses und andere Verfahren sind aussagekräftig und führen nicht zu einer Aerosolbelastung des medizinischen Personals. Daher sollten sie  gerade jetzt in der Pandemie verstärkt zum Einsatz kommen.

Referenzen:

  1. http://journalmedizin.de/herz-kreislauf/belastungs-ekg-in-corona-zeiten-besser-nicht/
  2. https://link.springer.com/article/10.1007/s15027-019-1506-4
  3. https://www.aerzteblatt.de/archiv/214370/PCR-Tests-auf-SARS-CoV-2-Ergebnisse-richtig-interpretieren

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